In diesem Artikel lernst du, was die Unterschiede zwischen Gesundem Bestand, Überbestand & Co sind.
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Allgemeines
Viele Unternehmen machen den Fehler, dass sie glauben, dass Bestand gleich Bestand ist. Aber Bestand ist nicht gleich Bestand.
Vielmehr gibt es verschiedene Typen von Bestand aus Bestandsmanagement-Sicht. Diese zeigen wie gesund der Gesamtbestand ist.
Achtung: diese Bestandstypen bitte nicht verwechseln mit Bestandsarten wie sie beispielsweise in SAP auftauchen. Dort wird der Bestand beispielsweise in frei verfügbaren Bestand, gesperrten Bestand oder Qualitätsprüfbestand unterschieden.
Wir unterscheiden bei der Gesundheit des Bestands aber zwischen Gesundem Bestand, Überbestand und Obsoleten (oder Toten) Bestand.
Gesunder Bestand
Starten wir mit dem "besten" Bestand: dem gesunden Bestand. Im Englischen auch Healthy Stock genannt. Gesunder Bestand bedeutet, dass man von einem Artikel oder Material nur soviele Stück auf Lager hat, dass es zu keinem Überbestand hat.
Genauer gesagt bedeutet dass, dass wir unterhalb des Überbestands-Limits bleiben. Und dieses ist definiert durch den Meldebestand plus die Bestellmenge. Damit hätten wir maximal die Menge auf Lager, die beim Auslösen einer neuen Bestellung bereits auf Lager wäre plus die Menge, die nachbestellt wird.
Im Diagramm ist ein Artikel mit ausschließlich gesundem Bestand das Produkt A.
Überbestand
Davon zu unterscheiden ist der Überbestand. Im Englischen auch Excess Stock genannt. Dies is jener Bestand den ein Artikel oder ein Material hat, der sich oberhalb des Überbestands-Limits befindet.
Wichtig ist es, hier zu sehen, dass nicht der Gesamtbestand eines Artikels "gesund" oder "Überbestand" ist, sondern vielmehr nur ein Teil der Menge eine gesunde Menge ist und alles über dem Überbestands-Limits dann Überbestand.
Hier in der Grafik ist der Überbestand bei Produkt B schön zu sehen.
Obsoleter Bestand
Im Gegensatz zum gesunden und Überbestand stellt der Obsolete Bestand einen besonderen Bestandstyp dar.
Ein Bestand ist dann obsolet, wenn der Artikel bzw. das Material selbst als obsolet eingestuft wurde. Dies geschieht in der Regel, wenn es über einen bestimmten Zeitraum, z.B. 36 Monate, keine Nachfrage mehr gab. Und damit gibt es für diesen Artikel einfach keine natürliche Nachfrage mehr.
Die Grafik ist hier etwas irreführend, denn wenn ein Artikel obsolet ist, dann ist nicht nur ein Teil des Bestands obsolet sondern der gesamte Bestand dieses Artikels obsolet.
Im Diagramm versucht Produkt C dies darzustellen. Eigentlich müsste hierbei allerdings der gesamte Balken rot sein. Zur illustration werden die theoretischen Teilbereiche (grün, gelb, rot) aber trotzdem separat dargestellt.
Bestandsoptimierung
Ok, jetzt wissen wir was die Unterschiede zwischen gesundem Bestand, Überbestand und obsoleten Bestand sind.
Aber wie können wir Bestand jetzt optimieren?
Hierbei ist es zuerst einmal wichtig zu verstehen, welche Rolle diese verschiedenen Bestandstypen spielen.
Gesunder Bestand ist der Bestand, den wir haben wollen. D.h. dieser sollte nicht zu gering sein.
Obsoleter Bestand ist der Bestand, für den es keine natürliche Nachfrage mehr gibt. Diesen Bestand können wir alleine aus der Bestandsoptimierung heraus nicht optimieren. Warum? Weil dieser keinen natürlichen Abgang hat. Hier können wir den Bestand nur durch künstliches Pushen reduzieren mit Hilfe von Werbekampagnen oder mit Cross- oder Upselling durch bspw. den Webshop.
Das bedeutet somit, dass wir im Rahmen der Bestandsoptimierung lediglich den Überbestand reduzieren können. Hierbei liegt dann auch der Fokus beim Einsatz von Bestandsoptimierungs-Systemen.
Man darf den gelben Bereich, also den Überbestand, allerdings nicht unterschätzen. Dieser ist bei vielen Unternehmen beträchtlich. Und die Reduzierung dieses Überbestands führt zur Freisetzung einer Menge gebundenem Kapitals.
Bestandstypen in der Praxis
Doch genug der Konzepte und der Theorie.
Schauen wir uns das Ganze anhand unseres fiktiven Unternehmens der "Lederhosen AG" an. Die Lederhosen AG ist ein mittelständisches Traditionsunternehmen und produziert und verkauft Trachtenmode wie Lederhosen und Dirndln. Dabei gilt es die hauseigenen Laden-Geschäfte sowie den Online Shop und Händler mit Produkten zu versorgen.
Die Lederhosen AG hat vor kurzem ein neues Bestandsoptimierungs-System eingeführt. Dieses ermittelt automatisch die Bestände und teilt diese in gesunden Bestand, Überbestand und obsoleten Bestand auf.
Das System zeigt einen Bestandsreduktionsplan, anhand dessen man sieht, wie und wieviel über die nächsten Jahre der Bestand abgebaut werden wird. Dabei wird der Überbestand kontinuierlich abgebaut.
Das Bestandsoptimierungssystem zeigt ebenfalls jene Artikel an, bei denen der aktuelle Bestand sogar zu niedrig ist. Wie kann das sein? Dies ist dann der Fall, wenn der aktuelle Bestand zu niedrig ist, um die Nachfrage der Kunden zu decken und die Lederhosen AG hierbei immer wieder "Out-of-Stock" gegangen ist. In diesem Fall empfiehlt das System anhand konkreter Bestellvorschläge, wie der Gesunde Bestand noch erhöht werden kann.
Für den obsoleten Bestand hat die Lederhosen AG verschiedene Maßnahmen geplant. Einerseits werden durch gezielte Werbekampagnen im Internet und auch im TV diese Artikel künstlich gepusht. Andererseits wurde ein Feature entwickelt mit Hilfe dessen der Lederhosen AG Webshop weiß welche Artikel obsolet sind und diese an unterschiedlichen Stellen cross- oder upsellt.
Damit ist die Lederhosen AG gut aufgestellt um den Bestand laufend und nachhaltig zu senken.
Zusammenfassung
Fassen wir noch einmal kurz zusammen...
Es ist wichtig zu wissen wie gesund dein Lagerbestand ist. Dazu wird dieser in gesunden Bestand, Überbestand und obsoleten Bestand aufgeteilt.
Gesunder Bestand ist der Bestand, der unter dem Überbestands-Limit liegt. Es gilt diesen zu maximieren um Out-of-Stock Szenarien zu vermeiden.
Überbestand ist jener Bestand, der über dem Überbestands-Limit liegt. Es gilt diesen Bestand zu reduzieren. Dieser Bereich ist das Steckenpferd eines jeden Bestandsoptimierungs-Systems.
Obsoleter Bestand ist jener Bestand, wo es für den zugrundeliegenden Artikel keine Nachfrage mehr gibt. Dieser Bestand kann nur dadurch abgebaut werden, indem man eine künstliche Nachfrage z.B. durch Werbekampagnen schafft. Funktioniert dies auch nicht, so bleibt nur noch die Abschreibung dieses Bestands.