In diesem Artikel lernst du, was Logistik ist, aus welchen Teilen sie besteht, was Supply Chain Management ist und was die Unterschiede zwischen diesen beiden Konzepten sind.
Was ist Logistik?
Beginnen wir einmal mit der Definition von Logistik.
"Die Logistik umfasst die ganzheitliche Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und -übergreifenden Güter- und Informationsflüsse." - (Kuhlang et al., 2010).
Der Begriff Logistik leitet sich aus dem altgriechischen Wort für "praktische Rechenkunst" ab. Im Englischen leitet sich das Wort logistics ab, was soviel wie Nachschub bzw. Nachschubwesen bedeutet.
Ursprünglich kam die Logistik erstmals im militärischen Bereich im 19. Jahrhundert zum Einsatz.
Im deutschsprachigen Raum wird er seit den 70er Jahren verwendet.
Was sind die Ziele der Logistik?
Zu den Zielen der Logistik gehören: die richtigen Produkte und Informationen in der richtigen Menge im richtigen Zustand, zum richtigen Zeitpunkt auf möglichst wirtschaftliche Weise am richtigen Ort verfügbar zu machen.
Dabei ist es nötig den Einsatz von Material, Information, Personal, Betriebsmittel und Energie zu planen, zu steuern und zu kontrollieren.
Die Logistik kann unter anderem in folgende Teilbereiche unterteilt werden: Beschaffungslogistik, Produktionslogistik, Lagerlogistik, Distributionslogistik, Entsorgungslogistik und Transportlogistik.
Weitere wesentliche Funktionen sind die Lagerlogistik und die Materialwirtschaft.
Logistik in der Praxis anhand der "Lederhosen AG"
Pfuh, das war eine Menge an Definitionen und Konzepten auf einen Schlag oder?
Schauen wir uns das Ganze anhand unseres fiktiven Unternehmens der "Lederhosen AG" an. Die Lederhosen AG ist ein mittelständisches Traditionsunternehmen und produziert und verkauft Trachtenmode wie Lederhosen und Dirndln. Dabei gilt es die hauseigenen Laden-Geschäfte sowie den Online Shop und Händler mit Produkten zu versorgen.
Die Beschaffungslogistik ist dafür zuständig, die nötigen Rohmaterialien wie Leder und Stoffe vom Lieferanten zu besorgen und der Produktion zur Verfügung zu stellen.
Die Produktionslogistik kümmert sich um die Planung und Steuerung der Produktions-, Umschlags- und Zwischenlagerungsprozesse. Also die Organisation der Herstellung der Lederhosen und Dirndln durch Zusammennähen aus den Rohmaterialien wie Leder und Knöpfen.
Die Distributionslogistik ist für die Planung und Steuerung von der Warenübernahme aus der Produktion bis hin zum Abnehmer zuständig. Dabei werden die Fertigerzeugnisse, also die fertigen Lederhosen und Dirndln, von der Produktion entgegengenommen.
Die Entsorgungslogstik kümmert sich um die Entsorgung von Altprodukten und Produktionsabfällen bis hin zur umweltegerechten Deponie bzw. dem Recycling. Dabei werden bspw. Lederreste entsprechend entsorgt.
Die Transportlogistik ist für die Planung, Steuerung und Durchführung der Transporte von Materialien, Teilen, Erzeugnissen sowie der Ver- und Entsorgung zuständig.
Die Lagerlogistik kümmert sich um das Handling von Gütern in einem Lager. Dabei wird bei der Lederhosen AG die Lagerung der Teile, der Gruppen und der Erzeugnisse im Lager sichergestellt. Teile sind etwa Knöpfe, eine Schürze könnte eine Gruppe sein und das Erzeugnis wäre das fertige Dirndl.
Die Materialwirtschaft ist für die Planung und Steuerung der Ermittlung der Bedarfe und der Bestandsführung zuständig. Dabei erfolgt bei der Lederhosen AG die Ermittlung wieviele Fertigerzeugnisse, also Lederhosen und Dirndln nötig sind. Daraus werden dann die nötigen Mengen an Rohmaterialien mittels Stücklisten abgeleitet.
Ok, damit wissen wir jetzt was Logistik ist. Aber was ist jetzt eine Supply Chain?
Supply Chain Management
Was ist eine Supply Chain?
"Die Supply Chain beschreibt alle Aktivitäten, die erforderlich sind, um ein Produkt zu produzieren und zu liefern, vom ersten Lieferanten bis hin zum letzen Kunden." - (Kuhlang et al., 2010).
Supply Chains können auf Deutsch auch Logistikketten oder Versorgungsketten genannt werden.
Die Optimierung der gesamten Supply-Chain ist mindestens so wichtig wie die Logistik-Prozessoptimierung im Unternehmen selbst.
Beim Supply-Chain-MANAGEMENT werden abhängige vernetzte Entscheidungen getroffen. Also die einzelnen Partner-Unternehmen der Supply Chain treffen zusammen die Entscheidungen mit dem Ziel ein Gesamtoptimum zu finden an dem alle Partner der Supply-Chain profitieren.
Eine Supply-Chain beinhaltet: die Beschaffung der Rohstoffe und Bauteile; Produktion und Montage; Lagerung und Bestandskontrolle; Auftragseingabe und Auftragsabwicklung sowie Versand und Lieferung an den Kunden.
Die grundlegenden Bestandteile einer Supply-Chain sind: Planen, Beschaffen, Herstellen und Liefern. Diese Bestandteile wiederholen sich bei jedem Teilnehmer der Supply-Chain.
Damit hat jedes Partner-Unternehmen in der Supply-Chain eine entsprechende Beschaffungslogistik um zu beschaffen, Produktionslogistik um herzustellen und Distributionslogistik um zu liefern. Die Planung erfolgt von den Partner-Unternehmen gemeinsam.
Wie du also siehst, ist Logistik Teil einer Supply Chain. Bei der Lederhosen AG enthält die Supply Chain daher die gesamte Wertschöpfungskette vom Bauern, der durch seine Tierhaltung den Ursprung der Lederproduktion darstellt, bis hin zum Modehändler, der die fertigen Lederhosen und Dirndln verkauft.
Ziele des Supply Chain Managements
Welche Ziele werden mit Supply Chain Management verfolgt?
- Es soll eine Verbesserung der Kundenorientierung erfolgen.
- Die Bedarfe und Nachfragen sollen besser mit der Versorgung abgestimmt werden.
- Die Bestände entlang der Wertschöpfungskette sollen abgebaut werden.
- Die Lieferzeiten sollen verkürzt werden.
Welche Rolle spielen Kooperationen in der Supply-Chain?
Kooperationen werden im Rahmen von Supply-Chains groß geschrieben!
Die Vorteile von solchen Kooperationen liegen auf der Hand: die Wettbewerbssituation aller Partner entlang der Supply-Chain wird verbessert.
Hier ein Beispiel: Der Bauer, Paul Leder, klagt darüber, dass nur sehr große Lederstücke von der Lederhosen AG benötigt werden, weshalb viele kleine Stücke nicht verwendet und dadurch entsorgt werden müssen.
Nach Rücksprache mit Paul Leder entwickelt die Lederhosen AG daher Einstecktücher aus Leder, wodurch auch noch letzte Lederreste verwertet werden und dadurch Abfall reduziert werden kann.
Welche Ziele werden bei Supply-Chain Kooperationen erreicht?
- Es erfolgt ein Know-How Transfer zwischen den Partnern.
- Das Gesamtrisiko wird durch Abstimmung deutlich reduziert.
- Economies of speed können erreicht werden. Also schnelleres agieren und reagieren, da alle Partner an einem Strang ziehen.
- Economies of scale können erreicht werden indem bspw. bei gemeinsamen Beschaffungen bessere Mengenrabatte erreicht werden können.
- Durch Economies of scope können im Rahmen der Supply Chain gemeinsame Ressourcen besser ausgenutzt werden. Bspw. kann ein Unternehmen mit freien Kapazitäten diese Maschinen anderen Partnern zur Verfügung stellen.
Supply Chain Management in der Praxis
Auch das Supply Chain Management wollen wir uns aus Sicht der Lederhosen AG ansehen.
Die Lederhosen AG ist in ständigem Kontakt mit den Lieferanten bzgl. kommender Änderungen der Verfügbarkeit von Rohstoffen, steigenden oder fallenden Preisen, etc.
Ebenso werden Daten auf Abnehmerseite bspw. von Händlern übernommen um so ein Optimum an zu erzeugenden Mengen, Preisen und Terminen sicherzustellen.
Dabei ist das zentrale IT-System der Lederhosen AG mit den IT-Systemen der Lieferanten und Kunden integriert. Daten werden so automatisch ständig ausgetauscht.
Durch Kooperationen in der Produktentwicklung kann Feedback von den Händlern in der Entwicklung der nächsten Trachten-Kollektion der Lederhosen AG eingearbeitet werden, wodurch Produkte entstehen, welche besser auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst sind. Dies hilft allen Partnern in der Supply-Chain.
Durch die Kommunikation von Nachfragedaten der Händler an die Lederhosen-AG können bessere Prognosen für die Zukunft erstellt werden, welche es ermöglichen, mehr Stück von den richtigen Modellen zu produzieren und weniger von den Ladenhütern. Damit können insgesamt die Bestände entlang der Supply Chain reduziert werden. Was der Lederhosen AG und den Partnern weniger gebundenes Kapital im Lager beschert.
Zusammenfassung
Fassen wir noch einmal kurz zusammen. Logistik kümmert sich also um ein optimales Management aller Güter- und Informationsflüsse IM Unternehmen. Supply Chain Management fokussiert sich auf die Integration der gesamten Versorgungskette. Also vom ersten Lieferanten bis zum letzten Kunden. Es macht heutzutage keinen Sinn sich nur auf eines der beiden Themen zu stürzen. Ein erfolgreiches Unternehmen benötigt also eine produktive Logistik und Supply Chain.
Das war's auch schon mit diesem Digitalisierungs FAQ Blogbeitrag über Logistik und Supply Chain Management. Was ist aus deiner Sicht der wesentlichste Unterschied zwischen diesen beiden Konzepten? Poste deine Antwort als Kommentar.
Ich bin Michael Schnepf von Systempilot, deinem Digitalisierungspartner aus Wien. Bis zum nächsten Mal!