October 24

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Praxistipps für Sicherheitsbestand, optimale Bestellmenge und Bestellauslösezeitpunkt

By Michael Schnepf

October 24, 2020


In diesem Artikel lernst du, wie Bestandsparameter wie Sicherheitsbestand, optimale Bestellmenge und Bestellauslösezeitpunkt in der Praxis funktionieren.

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Basics

Sicherheitsbestand, optimale Bestellmenge, Bestellauslösezeitpunkt und andere Bestandsparameter sind ein Dauerbrenner in jeder Logistikabteilung.

In diesem Video werden wir uns vor allem damit beschäftigen was in diesem Bereich oft übersehen wird.

Doch starten wir zunächst einmal mit den einzelnen Bestandsparametern.

Was nicht vergessen werden darf ist, dass der Sicherheitsbestand, Bestellauslösezeitpunkt und die optimale Bestellmenge genau aufeinander abgestimmt sein müssen.

Die nächste Bestellung beim Lieferanten wird rechtzeitig beim Bestellauslösezeitpunkt (Order Level) ausgelöst, sodass sich während der Anlieferzeit durch Verkäufe der Bestand bis zum Sicherheitsbestand (=Buffer Stock) reduziert. Genau an diesem Tag erfolgt dann die Warenanlieferung der optimalen Bestellmenge und der Bestand erhöht sich wieder. Danach baut er sich wieder bis zum Bestellauslösezeitpunkt ab, was dann wiederum die nächste Bestellung auslöst.

Nachdem wir jetzt einen guten Überblick haben: Schauen wir uns nun die einzelnen Parameter etwas genauer an.

Sicherheitsbestand

Der Sicherheitsbestands ist auch unter mehreren anderen Begriffen wie Mindestbestand, Reservebestand oder eiserner Bestand, bekannt. Im Englischen wird er auch buffer stock oder safety stock genannt.

Seine Aufgabe ist es, Schwankungen abzufangen. Diese Schwankungen können zu spät eingehende Lieferungen von Lieferanten sein, höhere Nachfragemengen als prognostiziert, etc. All diese Schwankungen bewirken, dass weniger Stück vorrätig sind als ursprünglich geplant. Und um dieses Risiko abzufangen wird eine gewisse Menge zusätzlich auf Lager gehalten.

Im wesentlichen ist es das Ziel, dass ein gewisser Artikel nicht "Out of stock" geht. D.h. dass es nicht Nachfragen von Kunden gibt, die nicht bedient werden können.

Genauer gesagt ist es das Ziel des Sicherheitsbestands, dass er sicherstellt, dass ein gewisser Artikel zum geplanten Lieferbereitschaftslevel, z.B. 97%, nicht out of stock geht.

Der Sicherheitsbestand wird dabei aufgrund verschiedenster Informationen, wie der Lieferbereitschaft, der Lead Time, der Schwankungsbreite, der Prognosehöhe und der Anzahl an Bestellungen pro Jahr berechnet.

Ein Kriterium ist die bereits erwähnte Lieferbereitschaft oder Lieferservice Level. Je höher der zu erzielende Service Level des Artikels, desto höher der nötige Sicherheitsbestand.

Ein weiteres Kriterium ist die Lead Time des Artikels, also wie lange die Zeitspanne von der Bestellung des Artikels beim Lieferanten bis zur Anlieferung im Lager ist. Je höher die Lead Time, desto höher der nötige Sicherheitsbestand.

Weiters relevant ist der Prognosewert aus dem Forecast und die Schwankungsbreite. Je höher der prognostizierte Wert für den nächsten Monat ist und je höher die Schwankungsbreite aus der Vergangenheit (Standardabweichung) ist, desto höher muss auch der Sicherheitsbestand sein.

Zuletzt spielt auch noch die Anzahl an Bestellungen pro Jahr eine Rolle, das heisst wie oft pro Jahr dieser Artikel beim Lieferanten bestellt wird. Je mehr Bestellungen es pro Jahr gibt, desto höher muss auch der Sicherheitsbestand sein.

Im Idealfall sollte der Sicherheitsbestand nicht unterschritten werden, da die beiden nachfolgenden Bestandsparameter Bestellauslösezeitpunkt und optimale Bestellmenge so kalkuliert werden, dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem der aktuelle Bestand den Sicherheitsbestand erreichen würde, die nächste Lieferung vom Lieferanten bereits eintrifft.

Bestellauslösezeitpunkt

Wie bereits vorhin besprochen steuert der Bestellauslösezeitpunkt wann eine neue Bestellung beim Lieferanten abgegeben wird.

Achtung: es gibt prinzipiell 2 verschiedene Arten, um den optimalen Bestellzeitpunkt zu ermitteln: das mengenbezogene und das terminbezogene Verfahren.

Beim mengenbezogenen Verfahren (z.B. dem Bestellpunktverfahren) wird immer dann eine Bestellung ausgelöst, sobald eine gewisse Grenze beim Bestand, der so genannte Meldebestand, erreicht wird.

Beim terminbezognenen Verfahren (z.B. dem Bestellrhytmusverfahren) wird immer dann eine Bestellung ausgelöst, wenn eine gewisse Zeit seit der letzten Bestellung vergangen ist. Hier sind die Bestellintervalle also immer gleich lang.

Bei ungleichmäßigen Verbräuchen eignet sich das terminbezogene Verfahren nicht wirklich, da dieses von gleichmäßigen Nachfragen ausgeht, und immer nach einer gewissen Zeit wieder nachbestellt wird.

Optimale Bestellmenge

Die Optimale Bestellmenge ist jene Menge, welche die Gesamtkosten, bestehend aus Lagerhaltungskosten sowie Bestellkosten, minimiert. Optimale Bestellmengen lassen sich typischerweise anwenden, wenn die Produktnachfrage während einer festgelegten Periode konstant bleibt und jede neue Bestellung vollständig geliefert wird, wenn der Bestand bei Null liegt.

Dabei ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass es für jede Bestellung, unabhängig von der Anzahl der bestellten Einheiten, gewisse Fixkosten gibt. Weiters fallen pro eingelagerter Einheit im Lager gewisse Kosten pro Periode an.

++EINBLENDUNG Optimale Bestellmenge Bild++

Am Schnittpunkt der Lagerkosten und der Bestellkosten pro Menge ergibt sich dann ein Kostenminimum und damit die optimale Bestellmenge.

Ein Problem an diesem klassischen Modell ist, dass es davon ausgeht, dass diese Parameter über den Zeitraum konstant und vorhersehbar sind. Dies ist in der Realität aber nicht wirklich der Fall.

Im Rahmen der Bestandsoptimierung kommen auch noch weitere Kriterien wie der Service Level mit ins Spiel.

Ein gutes Bestandsmanagement kann daher nur funktionieren wenn man ein laufendes Monitoring der Bestellmengen, Wiederbestellungszeitpunkte, Auswahlzeitpunkte und den  optimalen Level für Sicherheitsbestände hat.

Praxis: Bestandsparameter anhand der Lederhosen AG

Genug der Konzepte und der Theorie.

Schauen wir uns das Ganze anhand unseres fiktiven Unternehmens der "Lederhosen AG" an. Die Lederhosen AG ist ein mittelständisches Traditionsunternehmen und produziert und verkauft Trachtenmode wie Lederhosen und Dirndln. Dabei gilt es die hauseigenen Laden-Geschäfte sowie den Online Shop und Händler mit Produkten zu versorgen.

Die Lederhosen AG hat eine softwaregestützte Bestandsoptimierung im Einsatz. Das Bestandsoptimierungs-System kalkuliert dabei basierend auf der Nachfragehistorie Forecasts sowie Bestandsparameter wie Melde- und Sicherheitsbestände.

Auf Basis einer ABC-Klassifizierung werden bei der Lederhosen AG die Artikel regelmäßig nachbestellt. A-Teile werden dabei öfter nachbestellt, C-Teile seltener. Warum? Da es Sinn macht höherwertige, teure Teile eher öfter zu bestellen, günstigere Artikel eher seltener zu bestellen und dabei etwas höhere Mengen auf Lager in Kauf zu nehmen. Sofern Meldebestände unterschritten werden erfolgt die Nachbestellung auch außertourlich.

Falls Mengen aus einem anderen Lager der Lederhosen AG abgedeckt werden können erfolgt eine Umlagerung aus diesen. Damit der Gesamtbestand der Lederhosen AG über alle Läger optimiert wird.

Zusammenfassung

Fassen wir noch einmal kurz zusammen...

Sicherheitsbestand, Bestellauslösezeitpunkt und die optimale Bestellmenge müssen gut aufeinander abgestimmt sein.

Der Sicherheitsbestand stellt sicher, dass man nicht "Out of Stock" geht. Und zwar mit dem Service Level, den man erreichen will. Zum Beispiel 97%.

Der Bestellauslösezeitpunkt steuert, wann nachbestellt werden soll. Dies kann entweder ein gewisser Meldebstand sein - beim Bestellpunktverfahren. Oder es wird nach einer gewissen Zeitdauer nachbestellt - beim Bestellrhytmusverfahren.

Die optimale Bestellmenge soll sicherstellen, dass die Gesamtkosten, bestehend aus Lagerkosten und Bestellkosten, minimiert werden.

Über den autor

Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Umsetzung komplexer IT- und SAP Projekte für europäische Großunternehmen bringt Michael Schnepf wertvolles Know-How im Digitalisierungsbereich bei Systempilot ein. Im Systempilot Digitalisierungs-Blog und im Systempilot YouTube Kanal gibt er seine Erfahrungen regelmäßig weiter.

Michael Schnepf

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