June 3

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Warum 100% Lieferbereitschaft Unsinn ist

By Felix Kogler

June 3, 2021

bestandsoptimierung, Digitalisierung, einkauf

Jagst du auch einer extrem hohen Lieferbereitschaft von 98/99/100% nach? Erfahre, weshalb eine zu hohe Lieferbereitschaft unsinnig ist und wie du stattdessen die Zufriedenheit deiner Kunden steigern kannst.

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"Wir möchten eine Lieferbereitschaft von 98/99/100% erhalten, koste es was es wolle. Die Kundenzufriedenheit ist für uns das Wichtigste". Hast du schon mal diesen Satz gehört oder vielleicht sogar selbst verwendet?

Dann solltest du dir diesen Artikel bis zum Schluss durchlesen, denn in den nächsten Minuten wirst du erfahren, warum eine extrem hohe Lieferbereitschaft absolut kontraproduktiv sein kann.

Was bedeutet überhaupt Lieferbereitschaft?

Bevor wir starten noch eine kurze Zusammenfassung, was Lieferbereitschaft überhaupt bedeutet.

Die Lieferbereitschaft sagt aus, wie oft du es über alle eingehenden Auftragspositionen hinweg geschafft hast, ab Lager sofort und vollständig zu liefern.

Die Formel zur Berechnung der Lieferbereitschaft ist ganz einfach.

Der Lieferbereitschaftsgrad, kurz LBG errechnet sich aus der Anzahl der erfolgreich bedienten Auftragspositionen, dividiert durch die Gesamtanzahl der Auftragspositionen x 100.

Angenommen deine Kunden bestellen bei dir insgesamt 100 verschiedene Auftragspositionen.

Davon wurden 95 Auftragspositionen sofort, ab Lager geliefert und die restlichen 5 Auftragspositionen musstest du bei deinen Lieferanten nachbestellen und deinen Kunden zu einem späteren Zeitpunkt nachliefern.

In diesem Fall beträgt deine Lieferbereitschaft ... na? Weißt du's? Genau: 95%.

Aber was sagt das jetzt über deine Kundenzufriedenheit aus?

Nada, niente ????.

Es könnte sein, dass deine Kunden todunglücklich sind, weil die fehlenden 5% jene Produkte sind, für die eine hohe Verfügbarkeit erwartet wird.

Es kann aber genauso gut sein, dass deine Kunden sehr zufrieden sind mit deiner Lieferfähigkeit, weil die kritischen Artikel alle geliefert werden konnten und die fehlenden 5% nur irgendwelche exotischen Ersatzteile für SMEG Kühlschränke aus den 90ern ausmachen.

Und jetzt mal Hand aufs Herz: dir geht es doch nicht anders. Hast du dich schon mal über Amazon beschwert, weil gerade kein Exemplar des Lehrbüchleins zur Pflanzung und Pflege von Maulbeerbäumen für die Seidenproduktion in Bayern aus dem Jahre 1754 vorrätig war?

Wahrscheinlich nicht.

Und trotzdem wirst du die Lieferfähigkeit von Amazon wahrscheinlich für gut befinden. Viel wichtiger ist für dich sicherlich, dass der letzte Bestseller deines Lieblingsautors auf Lager ist und prompt geliefert werden kann.


Was ist das Problem mit einer hohen Lieferbereitschaft?

Was ist das Problem von einer hohen Lieferbereitschaft? Das Problem ist, dass du dich auf die vollkommen falsche Kennzahl fokussierst.

Die globale Lieferbereitschaft, über alle Auftragspositionen hinweg sollte das Resultat deiner Bestandsoptimierung sein, niemals das Ziel.

Das wäre in etwa so, wie wenn du dich nur auf deinen Unternehmensumsatz fokussierst, nicht aber auf deinen Deckungsbeitrag, deine Kundenloyalität oder deine Vertriesbsperformance.

Alleine durch die Erhöhung deiner globalen Lieferbereitschaft wirst du dein Ziel deine Kunden zufrieden zu machen und deine Verkäufe zu steigern definitiv nicht erreichen.

Stattdessen wirst du dafür sorgen, dass dein Lagerwert viel zu hoch sein wird, weil du etliche Produkte in viel zu hohen Mengen auf Lager halten wirst, während andere wichtige Produkte vergriffen sein werden, wenn deine Kunden sie benötigen.


Wie du die Lieferfähigkeit erfolgreich für dein Unternehmen nutzen kannst

Wie kannst du die Lieferfähigkeit erfolgreich für dein Unternehmen nutzen? Indem du dich von einer globalen Lieferfähigkeit verabschiedest und dich stattdessen auf die Lieferfähigkeit einzelner Produktkategorien oder sogar einzelner Produkte fokussierst.

Ein hilfreiches Werkzeug dabei ist die ABC/XYZ Analyse.

Die ABC Analyse teilt deine Produkte ein in Warenwert und Verkaufsvolumen. So kannst du z.B. für schnelldrehende C-Teile, die dich ohnehin nicht viel im Einkauf kosten, eine sehr hohe Lieferfähigkeit, von z.B. 99% vergeben.

Für langsamdrehende A-Teile hingegen kannst du eine geringe Lieferfähigkeit von z.B. 85% oder vielleicht sogar 0% vergeben. 0% würde bedeuten, dass du diesen Artikel gar nicht erst auf Lager legst, sondern immer erst nach einer Kundenbestellung beim Lieferanten beschaffst.

Darüber hinaus kannst du dir ansehen welche Produkte du z.B. aus vertraglichen Gründen immer auf Lager halten musst und hier eine besonders hohe Lieferbereitschaft vergeben.

Eine andere Möglichkeit, die viele Einkäufer verwenden, um eine hohe Warenverfügbarkeit sicherzustellen ist, den Sicherheitsbestand zu erhöhen. In der Regel ist von dieser Methode jedoch abzuraten, weil der Sicherheitsbestand immer das Resultat deiner definierten Lieferbereitschaft sein sollte, nicht umgekehrt.

Da es in vielen Unternehmen nicht die Möglichkeit gibt, die Lieferbereitschaft direkt festzulegen, greifen viele Einkäufer noch auf diese Methode zurück.

Unsere Empfehlung lautet jedoch: Arbeite wo immer möglich mit dem Service Level, statt zu versuchen irgendwelche Bestandsparameter händisch anzupassen. Das führt in der Regel nur zu einer Verschlimmbesserung deiner Situation.

Warehouse workers checking inventory on a computer in a large distrubiton warehouse.

Bestandsoptimierungssyteme wie EazyStock geben dir das Werkzeug in die Hand, um endlich die richtige Ware auf Lager zu haben.

Wie setze ich eine hohe Lieferbereitschaft in der Praxis um?

Wie setze ich eine hohe Lieferbereitschaft für einzelne Artikel in der Praxis um? In meinem ERP System kann ich gar keinen Ziel-Service-Level für bestimmte Kategorien oder Produkte festlegen.

Na logisch, mit einem Schweizer Messer wirst du vermutlich auch keinen Reifenwechsel durchführen können oder?

ERP Systeme sind Generalisten, die müssen alle Themenbereiche von Finanzbuchhaltung bis Warenwirtschaft abbilden können, sind aber in der Regel nicht auf einzelne Teilbereiche spezialisiert.

Was du brauchst, um eine hohe Lieferbereitschaft festlegen und sicherstellen zu können ist ein Bestandsoptimierungssystem.

Bestandsoptimierungssysteme optimieren wie der Name schon sagt deine Bestände, indem du unter anderem festlegst, welche Lieferbereitschaft du für welche Artikel erreichen willst und das System dir dann automatisch die idealen Sicherheits-, Meldebestände und mehr berechnet.

So kannst du dich auf den strategischen Einkauf fokussieren, während das Bestandsoptimierungssystem dir im Hintergrund zuarbeitet und dir passende Bestellvorschläge liefert, damit du deine gewünschten Lieferbereitschaften erreichen kannst.

Du möchtest mehr aus deinem Lager und deinem Einkauf rausholen?

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Über den autor

Blickt auf über 7 Jahre als Geschäftsführer einer Marketingagentur zurück und kennt die Herausforderungen des Mittelstands genau. Felix Kogler liebt es, manuelle Tätigkeiten durch automatisierte Prozesse zu ersetzen. Dazu testet er ständig neue Tools und Lösungen, die er in Form von Videos oder Blogartikeln teilt.

Felix Kogler

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